Donnerstag, 18. August 2016

Rudolf Thome - Überall Blumen


Vorgeschmack auf die tolle Rudolf Thome Doku von Serpil Turhan - Irgendwann meinte unsere ehemalige Kollegin aus der Filmkunstbar Fitzcarraldo, Seyneb Saleh, dass sie bei Thome mitspielen würde. In seinem wundervoll irrealen Liebesfilm "Das Rote Zimmer" sah man sie dann auch, schön erotisch, wie Thome Frauen am liebsten filmt. Er ist nicht nur einer meiner Lieblings-Regisseure (überhaupt!), sondern auch eine lebende Legende! Mitte der 60er begann er, bevor die Autoren des "Neuen Deutschen Films" ihre ersten Langfilme ins Kino brachten. Die mochte er auch gar nicht unbedingt, vor allem folgte er mit seiner "Münchener Gruppe" anderen Einflüssen. Nicht das Sozial-Drama, sondern die Franzosen und Amerikaner! Der frühe Thome, das ist Nouvelle Vague! Dann zog er nach Berlin und änderte seine Filmsprache. Nicht mehr Sex & Crime, sondern Leichtigkeit, ach was, Luftigkeit, zeichnen sein Werk aus! Nur vordergründig spielen seine Filme im Alltag, in Wahrheit befinden wir uns in den Höhen von Thomes ganz eigener Welt. Man achte auf die Dialoge - welcher normale Mensch spricht so? Bei ihm gibts Berufe wie den des "Kussforschers", was den Ton seiner Kunst am besten widergibt. Als Seyneb Saleh mit ihm auf der kleinen Bühne der Tilsitter Lichtspiele stand, um über den gemeinsamen Film Auskunft zu geben, merkte ich, dass Thome nicht nur seine Filmfiguren liebt, sondern auch eine enge Beziehung mit den Schauspielern hegt. Küssen wollte Seyneb ihn aber nicht vor allen Leuten (da half auch das Argument, sie wären Kollegen, nichts). Ein schönes Gespräch in diesem Plauderton, der auch Thomes Filme auszeichnet, kam dennoch zustande. Thome liebt es, Auskunft zu erteilen. Zwei Jahre später traf man sich wieder, anlässlich der Vorführung seines bis dato letzten Werks "Ins Blaue". Thome zeigt junge schöne Mädchen (und Jungs) am Mittelmeerstrand, natürlich in Italien. Ein Geniesser, das war er immer! Es geht um eine melodramatische Geschichte griechischen Ausmasses - die aber ganz beiläufig erzählt wird. Ein anderer Kollege, Thomas Groh, interviewte Thome auf der Bühne. Ein redseliger Mann, der die eigene filmische Legende so wunderbar greifbar verkauft! Eine seiner bevorzugten Schauspielerinnen, Serpil Turhan, hat nun eine Doku über den Filmemacher selbst gemacht. Die Doku lief auf der Berlinale und ist ein warmherziges und witziges Werk geworden. Ein scharfsinniger Film! Wie Thome seine alten Filme in rostigen Dosen aufbewahrt auf seinem Brandenburger Bauernhof. Wie er die Natur lebt. Wie er sich an die Produktion von Supergirl erinnert und seine Freundschaft zum einzigen deutschen Mod, Marquard Bohm. Bohm ist einer der Detektive in "Detektive" mit Uschi Obermaier und Anti-Held aus "Rote Sonne" mit eben derselben. Turhans Film handelt aber auch vom Filmemachen an der Peripherie. Thome produziert selbst, weitgehend ausserhalb des deutschen Filmbetriebs. Er, der in Frankreich bekannter ist als bei uns, muss immer noch um jede Finanzierung bangen. Ein Absurdum, dass einer der Begründer des modernen deutschen Kinos immer noch Aussenseiter ist. Oder doch eher positiv? Alles, was am deutschen Film schlecht ist, bei Thome finden wir es ganz bestimmt nicht! Alles, was wir hierzulande gern öfter sehen würden - das gibts bei Thome!

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